Mollusken und weitere marine Wirbellose

Nebst den berühmten Reptilien und Fischen geben die fossilreichen Gesteine des Monte San Giorgio auch viele Arten von marinen Wirbellosen preis, anhand derer die damaligen Umweltbedingungen und das Alter der Wirbeltier-Schichten bestimmt werden können. Insbesondere in der Besano-Formation sind Mollusken oft häufiger als die bekannteren Wirbeltiere. Detaillierte Studien der pro Bank aufgesammelten Ammonoideen und Muscheln aus den Zürcher Grabungen zwischen 1950 und 1983 ermöglichten eine genaue relative Datierung der als “Grenzbitumenzone” bekannt gewordenen Besano-Formation in biochronologische Zonen und die Festlegung der Anis/Ladin-Grenze in deren oberem Drittel.
Viele Weichtiere (Muscheln, Schnecken, Kopffüsser) sind nur als Abdrücke und Hohlformen erhalten geblieben, da ihre kalkigen Schalen während der Fossilisation aufgelöst wurden. Um ihre Form rekonstruieren und studieren zu können, müssen die Wissenschaftler die im Gestein zurückgebliebenen Hohlräume mit Silikon ausgiessen.

Zu den Muscheln (Bivalvia) gehören beispielsweise die kleine rundliche Peribositra und vor allem verschiedene Arten der grösseren Daonella, die in den Meeren der Mittleren Trias sehr verbreitet waren. Die meist nur kleinen Schnecken (Gastropoda) wurden bisher nicht genauer bestimmt. Aus der Gruppe der Kopffüsser (Cephalopoda) sind sehr viele Arten und Gattungen von Ammonoideen bekannt, einer ausgestorbenen Organismengruppe, die mit dem heutigen Nautilus verwandt war. Wichtige Gattungen sind Parakellnerites, Stoppaniceras, Ticinites, Serpianites, Repossia, Nevadites, Chieseiceras und Eoprotrachyceras, gute Leitfossilien; mit denen die relative Datierung der Gesteine möglich ist.

Fossil des Ammonoideen Ticinites Aus der Besano-Formation, © PIMU

 

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Rekonstruktion des Ammoniten Ticinites, Modell B. Scheffold, © PIMUZ

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Die Krebse (Crustacea) kommen in der Besano-Formation und im Meride-Kalk, mit Ausnahme der Sceltrich-Schichten (Meridecaris) und der Kalkschieferzone, nur selten vor. Bekannte Gattungen sind Antrimpos und Atropicaris. In der Kalkschieferzone findet man Crustaceen häufiger und manchmal auch in Massenansammlungen, wie es bei der kleinen „Garnele“ Schimperella der Fall ist. Nennenswert sind auch die Estherien oder Branchiopoden (Laxitextella), mikroskopische zweischalige Krebse von etwa 0.5 cm Länge.

Schimperella, eine „Garnele“ der Kalkschieferzone (Länge 2 cm). © PIMUZ

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