Die Trias-Zeit

Die Lagune des Monte San Giorgio

Während der Mittleren Trias (vor 247–237 Millionen Jahren) war der Monte San Giorgio noch kein Berg wie wir ihn heute kennen. Im Gegenteil, das Gebiet lag am Grund eines flachen Meeres am westlichen Rand der Tethys. Kleine Inseln und Bänke von feinem Sand charakterisierten die Umgebung und trennten die Küste vom offenen Meer, so dass eine Art Lagune oder ein mehr oder weniger isoliertes Meeresbecken entstand. Die Landschaft ähnelte vermutlich der heutigen Landschaft der Bahamas oder der Malediven: ein Archipel von kleinen Inseln und Karbonatplattformen, mit etwas weiter entfernten aktiven Vulkanen. Im Unterschied zu heute wurden die grossen Karbonatkörper im Wasser nicht von riffbildenden Korallen (die in der Mittleren Trias noch selten waren) abgelagert, sondern von anderen Organismen, wie beispielsweise Kalkalgen der Gattung Diplopora.

Dünnschliff von Kalkalgen der Gattung Diplopora, Bildbreite 8 mm (San-Salvatore-Dolomit) © MCSN, Foto R. Stockar

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In diesen ruhigen und seichten Gewässern (weniger als 100 m tief) hatte sich im subtropischen Klima eine reiche marine Fauna aus verschiedenen Gruppen von Wirbellosen (Weichtiere, Brachiopoden, Krebse, Echinodermen), Conodonten (eine ausgestorbene Gruppe, die den heutigen Neunaugen ähnelte), Knorpel- und Knochenfischen und vielen ans aquatische und amphibische Leben angepassten Reptilien entwickelt. Die nicht weit entfernte Küste war von einer Vegetation von Baumfarnen, Nadelhölzern und anderen primitiven Pflanzen bedeckt. Diese Vegetation war wiederum Lebensraum vieler Tiere, von kleinen Insekten bis zu grossen Reptilien.

 

Wenn die marinen Lebewesen (und ein Teil der durch Winde, Flüsse oder Wellen ins Meer getragene Landlebewesen) starben, so lagerten sie sich am Grund des Meeresbeckens ab. Aufgrund der geringen Wasserzirkulation wurde der verfügbare Sauerstoff bei der Zersetzung rasch aufgebraucht. Danach bildete sich eine Schicht von feinem, schwärzlichem Schlamm, die praktisch kein Leben erlaubte und die Körper verschiedener Organismen immer tiefer unter sich begrub. Auf diese Weise entkamen die Überreste der toten Tiere und Pflanzen ihrem natürlichen Schicksal von Bewohnern des Meeresbodens gefressen zu werden.

 

Im Laufe der Zeit wurden ihre Überreste im Schlamm durch das Gewicht der überlagernden Sedimente immer mehr zusammengedrückt, sodass sie allmählich bis ins kleinste Detail fossilisierten. Heute sind diese dunklen Schichten reich an organischem Material, als “bituminöse Schiefer“ (bituminöse Tone) bekannt und gehören zu den fossilreichsten Gesteinen des Monte San Giorgio.

 Schematische Darstellung des Lebens- und Ablagerungsraumes zur Zeit der Ablagerung des Meride-Kalks vor etwa 240 Millionen Jahren (Illustration H. Furrer & B. Scheffold 1999)

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