Fische
Nebst den berühmten Reptilien sind die fossilhaltigen Schichten des Monte San Giorgio auch reich an Fischen. Bis heute wurden etwa 50 Arten beschrieben. Viele Arten sind in verschiedenen Wachstumsstadien vorhanden und bei einigen Exemplaren kann sogar das Geschlecht bestimmt werden. Die Fossilien des Monte San Giorgio ermöglichen es, die Evolution dieser Organismengruppe über einen Zeitraum von Millionen von Jahren zu verfolgen. Einige Formen stehen am Ursprung der heutigen Fauna.
Fossilien von Knorpelfischen (Chondrichthyes) wie Haie (Acronemus, Acrodus) sind selten, da ihr Skelett während der Fossilisation nur schlecht erhalten bleibt. Ihre unvollständigen Fossilien (insbesondere Zähne und knöcherne Flossenstacheln) sind aber trotzdem von hohem wissenschaftlichem Interesse.
Zeichnung des primitiven Hais Acronemus, © PIMUZ / B. Scheffold 1991
Zeichnung des Hais Acrodus mit seinen knöchernen Stacheln vor den Rückenflossen, © PIMUZ / B. Scheffold 1991
Von den Knochenfischen (Osteichthyes) sind hingegen viele Fossilien vorhanden. Die faszinierendsten Formen sind Ticinepomis und Holophagus, zwei Quastenflosser (Coelacanthiformes) aus der Gruppe der Sarcopterygier (Fleischflosser), die in ihrer Form heutigen Vertretern wie dem 'lebenden Fossil' Latimeria aus dem Indischen Ozean ähneln.
Die am artenreichsten vertretene Gruppe der Fische sind die Actinopterygier (Strahlenflosser). Zu den kleineren Vertretern dieser Gruppe (3-10 cm) gehören zum Beispiel Habroichthys, Prohalecites, Peltopleurus, Peripeltopleurus und Pholidopleurus, die sich wahrscheinlich von Plankton und anderen kleinen Lebewesen ernährten. Grösser (bis etwa 80 cm) und mit kräftigem Gebiss ausgestattet waren Archaeosemionotus, Colobodus und Crenilepis. Eine Länge von bis zu 120 cm erreichten Birgeria, ein grosser ans Schwimmen im offenen Meer angepasster Fisch, und der Raubfisch Saurichthys, der dem heutigen Hornhecht und Barrakuda ähnelte. Einige Exemplare von Saurichthys enthalten Embryonen. Fische dieser Gattung waren also lebendgebärend und legten keine Eier legten, wie es bei Fischen üblicher ist.
Ticinolepis, 18 cm (Meride-Kalk), © MCSN, Foto R. Stockar
Eosemiotus, 6 cm (Meride-Kalk), © MCSN, Foto R. Stockar
Saurichthys mit Embryonen, 30 cm (Meride-Kalk), © MCSN, Foto R. Stockar