Forschungsprojekte
Die mehr als 20'000 Makrofossilien (vor allem Fische, marine Reptilien, Bivalven, Ammonoideen, Crustaceen und Kalkalgen, aber auch ins Meer gespülte terrestrische Reptilien, Insekten und Pflanzen), die während 150 Jahren Forschung entdeckt wurden, ermöglichen es, den Ablagerungsraum der westlichen Tethys in der Zeit zwischen 239 und 243 Millionen Jahren vor heute präziser zu rekonstruieren.
Lag der Fokus in der Vergangenheit vor allem auf den Reptilien, Fischen und marinen Invertebraten, so ermöglicht die Nutzung der modernen Elektronenmikroskope heute die detaillierte Untersuchung von Mikrofossilien wie Radiolarien, Foraminiferen und sogar Bakterien-Gesellschaften. Sie liefern uns wichtige Informationen über die Bedingungen im damaligen Meer. Die mikropaläontologischen Techniken ermöglichen Untersuchungen von fossilen Pollen und Sporen, die bedeutende Hinweise auf die Entwicklung der Vegetation an Land und der Klimageschichte geben.
Durch ausgefeilte Methoden der radiometrischen Datierung ist es auch möglich, das Alter von vulkanischen Aschen und die zwischen zwei Ereignissen verstrichene Zeit mit höchster Präzision zu bestimmen. Damit kann z.B. die Zeitdauer für die Evolution der verschiedenen Arten bestimmt werden; ein Aspekt der für den Monte San Giorgio mit seiner vollständigen Abfolge fossilführender Gesteine über 5 Millionen von Jahren besonders relevant ist.
Die laufenden paläontologischen Untersuchungem am Monte San Giorgio beruhen deshalb auf einem interdisziplinären Ansatz, der verschiedene Disziplinen wie die Sedimentologie, die Geochemie oder die Palynologie mit einbezieht. Im Zentrum des Interesses steht nicht mehr nur das einzelne Fossil, sondern die ganze Fossiliengemeinschaft, so dass paläoklimatische, paläoökologische und die biostratigraphische Rekonstruktionen der mittleren Trias gemacht werden können.
Seit etwa 20 Jahren wurden auch im Süden Chinas (in den Provinzen Guizhou, Yunnan und Anhui) neue Wirbeltierfossilien aus der Unteren und Mittleren Trias gefunden, die mit den Formen des Monte San Giorgio nahe verwandt sind. Einige wichtige Funde aus den etwas älteren und jüngeren Schichten Chinas legen nahe, dass der Ursprung einiger der in Europa bekannten Reptilien- und Fischarten in der östlichen Tethys, zu dieser Zeit also etwa 6'000 km östlich vom damaligen Ablagerungsraum des heutigen Monte San Giorgio gelegen haben könnte.