Reptilien

Die Reptilien sind die spektakulärste Tiergruppe des Monte San Giorgio und zählen ungefähr 25 Arten, die zum grössten Teil im Meer lebten und unterschiedliche Anpassungen an das Leben im Wasser zeigen.

 

Unter diesen Arten stechen die Eosauropterygier mit ihren paddelartigen Extremitäten hervor. Zu ihnen gehören Ceresiosaurus, der bis zu drei Meter lang werden konnte und der kleinere Neusticosaurus (30–100 cm), von dem sich Ceresiosaurus ernährte. Andere bekannte Vertreter dieser Gruppe sind Serpianosaurus, Lariosaurus und Nothosaurus. Letzterer stand mit seinen kräftigen Zähnen und fast vier Metern Länge wahrscheinlich an der Spitze der damaligen Nahrungskette.

Ein grosses Exemplar von Ceresiosaurus mit sieben oleine Skeletten von Neusticosaurus des Meride-Kalks (Plattenlänge 2.5 m), © PIMUZ

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Noch stärker an das Leben im Wasser angepasst waren unter den Reptilien die Ichthyosaurier. Mit ihrer langen Schnauze, ihrer vertikalen Schwanzflosse und den zu richtigen Flossen umgewandelten Gliedmassen erinnern sie ein wenig an heutige Delfine. Die am häufigsten gefundenen Fossilien gehören zur Gattung Mixosaurus, die primitive Ichthyosaurier mit einer durchschnittlichen Länge von einem Meter umfasst und sich vor allem von Tintenfischen (Phragmoteuthidae, die den heutigen Kalmaren glichen) ernährte. Viel seltener sind Ichthyosaurier in grösseren Dimensionen, wie Cymbospondylus mit etwa vier und Besanosaurus mit etwa sechs Metern Länge. Besanosaurus ist das bisher grösste Reptil des Monte San Giorgio und wurde 1992 vom Museo Civico di Storia Naturale Mailand während einer paläontologischen Grabung in Sasso Caldo auf italienischem Gebiet entdeckt.

Skelette von zwei Ichthyosauriern, Mixosaurus (oben) und Besanosaurus (unten), aus der Besano-Formation (Länge 2.5 m), © PIMUZ

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Ein aussergewöhnliches Reptil war der Protorosaurier Tanystropheus, der eine Länge von fünf Metern erreichen konnte. Er besass einen sehr langen Hals, der an eine Giraffe erinnert. Die Jungtiere jagten vermutlich Insekten an Land, während sich die grösseren Tiere hauptsächlich von Tintenfischen ernährten, die sie schwimmend im seichten Meer erbeuteten.

Eine besondere Gruppe von Reptilien waren auch die Placodontier (Pflasterzahnsaurier), wie beispielsweise Paraplacodus und Cyamodus, die mit ihren flachen ovalen Zähnen Schalen und Panzer aufbrechen konnten und vermutlich an eine Ernährungen von Weichtieren und Krebsen angepasst waren.

Skelett von Paraplacodus aus der Besano-Formation, Länge 1.5 m, © PIMUZ

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Eine weitere Gruppe, die sich möglicherweise von Weichtieren aber auch von Fischen ernährte, waren die Thalattosaurier. Zu ihnen gehören ClaraziaHescheleria und Askeptosaurus.

Ein 2 m langer Askeptosaurus auf Fischjagd im Meer der Besano-Formation (Illustration PIMUZ / B. Scheffold 1991)

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Auch das Festland wurde von grossen Reptilien bewohnt. Zum Beispiel von Ticinosuchus, einem schnell laufenden Räuber von zweieinhalb Metern Länge aus der Gruppe der Rauisuchier (Archosaurier, Vorfahren der Dinosaurier und Krokodile).

Leicht disartikuliertes Skelett des Rauisuchiers Ticinosuchus aus der Besano-Formation, Länge 2.50 m, © PIMUZ

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Lebendrekonstruktion von Ticinosuchus. Der Rauisuchier lebte auf dem Land und sein Kadaver wurde wahrscheinlich bei Stürmen und Überschwemmungen ins Meer der Besano-Formation geschwemmt. © PIMUZ, Modell B. Scheffold, 2012

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Lebendrekonstruktion von Ticinosuchus. Der Rauisuchier lebte auf dem Land und sein Kadaver wurde wahrscheinlich bei Stürmen und Überschwemmungen ins Meer der Besano-Formation geschwemmt. © PIMUZ, Modell B. Scheffold

 

Der Protorosaurier Macrocnemus mit seinem verlängerten Hals war mit knapp ein Meter Länge deutlich kleiner. Er lebte vermutlich in Küstennähe und konnte dank seiner langen Hinterbeine in aufgerichteter Position sehr schnell rennen, wie eine grosse Echse.

Skelett des Protorosauriers Macrocnemus aus dem Meride-Kalk (Länge 0.8 m), © PIMUZ

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Lebendrekonstruktion von Macrocnemus am Strand. © PIMUZ / B. Scheffold 1991

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